Flaschenpost: Mehr Mut!

Warum man immer noch glaubt, Hochkultur brauche keine ebensolche Weinkultur, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis von Veranstaltern und Präsidentinnen.

Festspiele wären wohl lediglich eine belanglose Ansammlung an kulturellen Einzelveranstaltungen, würden nicht hochkarätige Regisseure, Interpreten und Darsteller mitmachen. Je nach Budget wird da die Crème de la Crème an Künstlern aufgefahren – das zieht nicht nur Publikum, sondern auch Sponsoren an – damit steht und fällt das Renommee von Festspielen. Da wird lieber geklotzt als gekleckert. Selbst der Blumenschmuck ist vom Feinsten. 
 

Nur beim Buffet wird geknausert: Die Weinauswahl ist mitunter von einer Mittelmäßigkeit, für die man sich bei jedem Feuerwehrfest in Grund und Boden genieren würde. Serviert wird das müde Gewächs dann auch noch in panzerglasdicken Humpen. Warum man immer noch glaubt, Hochkultur brauche keine ebensolche Weinkultur, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis von Veranstaltern und Präsidentinnen – zeigen sich doch kulturaffine Menschen auch anderen sinnlichen Genüssen nicht unbedingt abgeneigt. Gnadenlos überhöhte Preise gehören offensichtlich ohnehin dazu – wer sich teure Tickets leisten kann, muss wohl auch sonst ablegen.  
Ausgerechnet bei Festspielen mit dem Anspruch auf Hochkultur wird man am Buffet mit Allerweltsweinen und Diskont-Champagner abgespeist. Man engagiert ja auch keinen Andreas Gabalier für den Figaro. Hulapalu statt Mozart. Löscht auch den Durst. Selbst das Burgtheater hat in den letzten Jahren gezeigt, dass hochkarätiges Schauspiel und erstklassiger Wein keine schlechte Gesamtperformance abgeben. Mehr Mut, möchte man den Festspielen zurufen.            

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Kommentare