Flaschenpost: Selbstkasteiung Extra trocken

Wenn selbst zwischenmenschliche Nähe nur mehr im eigenen Rudel ratsam scheint, bleibt doch nur gutes Futter und feiner Wein.

Und, sind die ersten Neujahrsvorsätze schon gebrochen? Nach der bewährten Selbsttäuschungstaktik „Einmal ist keinmal“, die man so oft wiederholt, bis es eh schon wieder wurscht und der hehre Vorsatz verdrängt ist. Ganz oben im Ranking der garantiert uneinlösbaren Vorhaben steht weniger Essen und weniger Alkohol, dicht gefolgt von mehr Sport. Eifrige Selbstoptimierer verordnen sich gleich einen Fastenmonat mit faden Suppen und öden Kräutertees. Freilich, nach Wochen der Völlerei und des übermäßigen Trinkens mag der Sinn nach Selbstgeißelung stehen. Aber mal ehrlich: Was soll man denn sonst an grauen Wintertagen tun – zwischen den Wellen, von einem Lockdown in den nächsten taumelnd? Wenn selbst zwischenmenschliche Nähe nur mehr im eigenen Rudel ratsam scheint, bleibt doch nur gutes Futter und feiner Wein.

Nach Wochen der Völlerei und des  übermäßigen Trinkens steht vielen der Sinn nach Selbstgeißelung.

Ja, schweißtreibender Sport kann ebenso Endorphine ausschütten, Musik oder ein gutes Buch die Seele wärmen – aber auch die Geschmackspapillen wollen beglückt werden. Ein dem Genuss nicht abgeneigter Kollege meinte unlängst: Wenn schon trockener Jänner, dann Extra Brut oder gleich Brut Nature. Das trifft sich gut, denn hochwertige Schaumweine werden immer trockener ausgebaut. Nach der zweiten Gärung in der Flasche liegt Schaumwein einige Monate auf der Hefe (je länger, desto besser), um dann degorgiert (von der Hefe befreit) und mit Zucker und Altwein (Dosage) aufgefüllt zu werden. Geringe oder keine Dosage ergibt trockenen Sprudel, der so gar nicht beschwert und glücklich macht.   

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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