In der Berggasse war die Sehnsucht nach einem neuen Kaffeehaus groß, das Café Freud stillt sie.

Neues Lokal in der Berggasse: Das Café Freud

Einst war hier ein Tisch für Professor Sigmund Freud reserviert

Kaffee und Kuchen genießen, wo einst Sigmund Freud, der berühmte Neurophysiologe und Begründer der Psychoanalyse, wirkte: Das ist im 9. Bezirk in der Berggasse in einem neu eröffneten Kaffee möglich, das – natürlich – Café Freud heißt.

 

Im Haus in der Berggasse 19 lebte und arbeitete Freud 47 Jahre lang, eher er Österreich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten im Jahr 1938 verließ und nach London zog. Noch heute können sich Besucher in seinen ehemaligen Wohn- und Praxisräumen im Sigmund-Freud-Museum umsehen.

Crêpes und Lieder

Gemeinhin gilt die Berggasse als Ort, an dem die Psychoanalyse entstand – und doch gibt es hier auch bodenständigere Freuden: Im Nachbarhaus gab es seit den 1980er-Jahren ein kleines Kaffeehaus, das nach dem berühmten Professor benannt ist. Es war ein uriges Lokal, geführt von einer Belgierin. Man traf hier die französische Community, es gab Crêpes und Liederabende. An den Wänden hingen Bilder von Freud und Beethoven. Ein Tisch war sogar immer für den Tiefenpsychologen reserviert.

 

Freud in Wien

Café Freud
9., Berggasse 17
Montag bis Freitag,
10 bis 18 Uhr geöffnet
(Energieferien geschlossen)

Sigmund Freud Museum
Ehemalige Praxis und Wohnhaus des Psychoanalytikers
9., Berggasse 19
Mittwoch bis Sonntag, Feiertag 10 bis 18 Uhr geöffnet

Dalí – Freud im Belvedere
Ausstellung von Werken Dalís, die von Freud beeinflusst sind. 
3., Rennweg 6  
Montag bis Sonntag,
10 bis 18 Uhr geöffnet

„Professor Freud stand auf dem Schild auf einem Tisch – und der blieb immer leer“, erzählt Christian Göttlich. Der 50-Jährige hat vor zwei Wochen das besagte Kaffeehaus neu eröffnet. Davor stand es drei Jahre lang leer. Warum das so war? Die alte Dame verstarb, niemand habe sich um den Nachlass gekümmert, schildert Göttlich. Jetzt ist die Freude in der Berggasse ob der Neueröffnung groß: Praktisch im Minutentakt betreten neue Kundinnen und Kunden das Café. „Seid ihr neu? Was gibt es denn bei euch? Darf man in die Karte schauen?“, sind die Fragen der neugierigen Besucher.

Göttlich, der selbst ein Alsergrunder ist und viele Jahre die kultige Espresso-Hobby-Bar in der Währinger Straße führte, freut sich. „Eigentlich wollte ich das Kaffeehaus in ,Freude’ umbenennen“, sagt er. Denn einen Tisch für den Professor werde er nicht mehr reservieren. Dennoch ist Freud präsent – in Form eines Bildes an der Wand.

Ruhe und Gemütlichkeit soll man hier finden – und vielleicht sogar Zeit für psychoanalytische Gespräche. Es gibt Zeitungen, Toast um 4,20 Euro oder Kaffee ab 2,30 Euro. Eine Frühstückskarte folgt in Kürze – alles übrigens mit regionalen Produkten. Die minimalistische Einrichtung haben befreundete Bühnenbildner gestaltet. Jeder Tisch hat außerdem eine Steckdose – so viel zum Kaffeehaus 2.0. Und wer noch immer nicht genug von Freud hat: Im Unteren Belvedere läuft aktuell eine Ausstellung mit jenen Werken von Salvador Dalí, die stark von Freud beeinflusst waren.

Über Nina Oezelt

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