
Billig essen lohnt sich nicht: Experten erklären, warum
Warum Bio-Produkte so wichtig sind und welche Maßnahmen getroffen werden müssen, damit sich die Österreicher gesünder ernähren: Vier Expertinnen im Talk.
Was kosten uns industriell, billig produzierte Lebensmittel auf lange Frist? Welche finanziellen Langzeitfolgen – und damit externe Kosten – auf Klima, Böden und Wasser müsste man einkalkulieren?
Diese Fragen standen Montagabend bei einer Diskussionsveranstaltung von „Gaumen Hoch“ im Fokus, die von Alexandra Seyer-Gmeinbauer moderiert wurde. Sie gründete zusammen mit Reinhold Gmeinbauer das Gütesiegel. Vor vollem Haus diskutierten Sigrid Stagl, Wissenschafterin des Jahres 2024, Marianne Penker, Professorin für Landsoziologie an der Boku, Barbara Holzer-Rappoldt, Vorstandsmitglied des Vereins Enkeltaugliches Österreich (ETÖ) sowie Elisabeth Zoubek, Geschäftsführerin vom Biohof Adamah und ebenfalls Vorstandsmitglied von ETÖ.
Studien zeigen, dass Abstriche bei der gesunden Ernährung nicht nur die Gesundheit und Lebenserwartung beeinträchtigen, sondern langfristig auch hohe Kosten verursachen. Das sei vielen nicht bewusst. „Bei den Konsumenten kommt die Botschaft an, ,Bioprodukte sind teuer und konventionell produzierte Produkte sind billig’“, sagt Stagl, Expertin für ökologische Ökonomie.
Das liege daran, dass versteckte Zusatzkosten, die nicht im Marktpreis reflektiert sind, die Konsumenten auf den ersten Blick nicht direkt betreffen: „Dafür tragen künftige Generationen die Kosten“. Stagl: „Wir brauchen ökonomische Regeln, die das Wirtschaften mit der Natur, das systemisch effiziente Wirtschaften zum Massenphänomen werden lassen.“
Nachhaltigkeit in Schulen
Der Verein Enkeltaugliches Österreich will sich zudem dafür einsetzen, dass in Zukunft Geld für mehr Bio-Regionalität in der öffentlichen Beschaffung sinnvoll eingesetzt wird. Das betrifft etwa Schulen, Kantinen, Krankenhäuser und Kindergärten. Für Lebensmittel werden täglich mehr als zwei Millionen Euro ausgegeben.

Von li.: S. Stagl, M. Penker, „Gaumen Hoch“-Gründerin und Moderatorin A. Seyer-Gmeinbauer, B. Holzer-Rappoldt, E. Zoubek.
©GAUMEN HOCH/Clemens NiederhammerAuch die pflanzlich-basierte Ernährung gilt es zu stärken, fordert Professorin Penker: „In Österreich sind 70 Prozent der globalen landwirtschaftlichen Flächen für die Tiernahrung reserviert.“
Regional heißt nicht bio
Ein weiteres Problem: Beim Kauf und Konsum von Lebensmitteln fehlt es an Bildung und Aufklärung. Dabei kam auch der Begriff der Regionalität zur Sprache. So gibt es keine umfassenden Richtlinien, was unter „regional“ genau zu verstehen ist. „Es kann etwa sein, dass die Kuh aus Österreich stammt, aber das Tierfutter aus Mexiko“, erklärt Holzer-Rappoldt.
Auch Kinder sollen künftig mehr über Ernährung lernen. „Es gibt Kinder, die zum Beispiel nicht wissen, ob Karotten in der Erde oder an Bäumen wachsen“, sagt Geschäftsführerin Zoubek. Sie bietet daher regelmäßig Führungen für Schüler auf ihrem Biohof an.
Kommentare