Restaurantkritik: So schmeckt's im Berger & Lohn in Wien
Horst Scheuer hat sich ein neues Konzept für sein Lokal im 18. Bezirk überlegt: mehr Bistro- statt aufwendiger Restaurant-Küche.
Berger & Lohn
Wien 18, Gentzg. 127
Di–Sa 17.30–01
Beschreibung
€€
Österreichische Küche
87 von 100
Zuerst Lockdowns, dann Rekordinflation – die „neue Normalität“ zwingt die Gastronomie zum Umdenken. Horst Scheuer hat seinem 2019 eröffneten „Berger & Lohn“ daher ein neues Konzept verpasst: mehr Bistro- statt aufwendiger Restaurant-Küche, ausgesuchte Produkte regionaler Erzeuger statt Luxus-Zutaten. Mit dem Effekt, dass sich hier nun um 35 Euro dreigängig großartig essen lässt, man aber nach wie vor Restaurant-Grandezza und den wahrscheinlich besten Service in Wiens Szene-Gastronomie erleben darf.
Der neue Küchenchef Andres Stirn – er kochte schon bei Konstantin Filippou, wirkt aber auch in Wiens Kunst-Szene mit – setzt diese Vorgaben großartig um, etwa in Form eines köstlichen Berglinsen-Rote-Rüben-Salats mit gegrillten Paprika und Haselnüssen, der an die Frühzeiten von Scheuers früherem Lokal „Skopik & Lohn“ erinnert (9 €). Oder die Landpastete aus Schweinefleisch, Entenleber und Pistazien – Bistro pur (10 €). Die Karfiolcreme mit Pastis war die beste Cremesuppe seit langem (7 €) und wegen der Fischsuppe mit Sauce Rouille, Croûtons und Gruyère lohnt sogar eine Anreise zu Fuß: extrem konzentriert, aber perfekt balanciert, eine richtig gute Fischsuppe (12/18 €). Die knusprige Entenkeule mit Selleriepüree, Fisolen und Eierschwammerln war köstlich (21 €), wirklich das Herz ging uns aber bei der gebratenen Leber- und Blutwurst auf, die sich Horst Scheuer in Salzburg von einem Fleischer im Ruhestand machen lässt: mit herrlichem Erdäpfelpüree, Kren und glasiertem Apfel, Pariser-Wienerische Fusion in Perfektion (15 €).
Bewertung
42 von 50
9 von 10
12 von 15
24 von 25
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