Bald keine Martinigänse mehr? Rudis Beisl droht das Aus
Kult-Wirt Christian Wanek möchte das Wiener Traditions-Beisl verkaufen und neue Wege gehen.
Wien ohne Beisln ist wie Gulasch ohne Saft. Umso tragischer, dass womöglich ein weiteres traditionelles Wirtshaus vor dem Aus steht. "Es ist vielleicht meine letzte Winter-Saison hier", sagt Christian Wanek, der das Lokal vor 22 Jahren von Rudi Stark kaufte und sich seither vor allem mit dem klassischen Martinigansl einen Namen machte. "Eigentlich ziemlich sicher", ergänzt er.
Die Coronakrise mit den Gastro-Lockdowns habe es schon schwer genug gemacht, nun setze ihm vor allem die Personalnot zu. Daher öffnet er derzeit nur abends sein Beisl an der Wiedner Hauptstraße, freitags macht er zusätzlich zu Mittag auf. Mehr gehe derzeit nicht, am Wochenende hält er geschlossen. Außerdem sei er gerade 60 Jahre alt geworden, so Wanek, der die Gänse übrigens nach einem Rezept zubereitet, das er vor etwa zwei Jahrzehnten in der KURIER-freizeit gelesen hat. Ehrlich? "Ja, ehrlich!" Nur woher er sie bezieht, verrät er nicht. "Sonst bleiben für mich ja keine übrig", erklärt er.
Wanek und die Zukunft
In der Ganslsaison läuft sein Ofen (einer, denn er hat nur einen) rund um die Uhr, und wer in dem kleinen Gastraum Platz nimmt und die vielen Fotos an den Wänden betrachtet, sieht: Das hier ist Kult. Unzählige Prominente auf den Bildern, dazwischen gerahmte Urkunden namhafter Gourmetguides. Es ist schon ein kleines Wiener Wirtshauswunder, das Wanek hier auf die Beine gestellt hat. Rund um Martini ist er bereits jetzt nahezu ausgebucht.
Und nun soll damit Schluss sein? "Ich bin ja nicht der einzige Wirt, der verkaufen will", so Wanek. Stimmt leider: Etwa auch Peter Puskas alias "Puschi" sucht schon länger nach einem Nachfolger in seinem "Sven's Sohn", wir berichteten bereits vergangenes Jahr. Lichtblick hingegen: in Wien-Alsergrund wurde ein Gasthaus neu belebt, das noch recht neue "Reznicek", es betitelt sich als Wiener Wirtshaus und serviert bodenständige Klassiker (man probiere das großartige Cordon Bleu mit gereiftem Bergkäse und Beinschinken), aber ebensolche auch modern interpretiert.
Was geschieht aber nun mit Rudis Beisl? Je nachdem, wer sich als Käufer findet und was dieser plane, gebe es viele Möglichkeiten, sagt Wanek. Er könne sich sogar vorstellen, die Ganslsaison vor Ort weiterzubetreiben, sofern das gewünscht sei, aber eben nur temporär.
Und wenn nicht? „Irgendetwas werde ich schon machen“, sagt der Kult-Wirt. Vielleicht entwickle er aber auch nochmals etwas ganz Neues in der Gastronomie, meint er, allerdings angesichts der aktuellen Situation im kleineren und überschaubaren Rahmen. Wäre ja auch „gans“ schön schade, sonst!
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