Eine Stadt in Weinlaune: Außergewöhnliche Reben in Wien

In Floridsdorf gibt es jetzt den ersten Wiener "Parkwein". Auch sonst gibt es Bemerkenswertes, etwa eine Rebstock-Beisetzung

Einen eigenen Weingarten zu besitzen, bleibt für die meisten Wiener wohl ein Wunschtraum. In Floridsdorf kommen nun allerdings Tausende Menschen auf einmal in diesen Genuss.

Bei den ehemaligen Siemensäckern gibt es beim Wohnprojekt „Am Park“ ab sofort einen öffentlichen Weingarten. Rund 200 Rebstöcke wurden unter der Aufsicht von Winzer Rainer Christ von den Anrainern – und Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) – gesetzt.

„Wir wollten ein identitätsstiftendes Projekt für die neuen Anrainer umsetzen“, sagt Papai. Immerhin kämen 40 Prozent des Wiener Weins aus Floridsdorf. „Und unsere Gemütlichkeit ist weit über die Grenzen des Bezirks hinaus bekannt.“

Für Christ ist es nicht das erste ungewöhnliche Weinbau-Projekt, das er in Wien umsetzt. Er ist auch beim „Ersten Wiener Dachwein“ beteiligt, wo es nächstes Jahr zum ersten Mal zu einer Lese kommen wird.

Floridsdorfs Bezirkschef Georg Papai (re.) und Sozialbau-Direktor Ernst Bach freuen sich über 200 Rebstöcke.

©BV21

Dabei wurden auf einer Dachterrasse in der Seestadt Aspern etwa hundert Rebstöcke gepflanzt. „Mir sind Projekte wichtig, die einen sozialpolitischen Zweck haben“, sagt Christ. Sprich: Das gemeinsame Garteln soll Menschen zusammenbringen.

„Und der Respekt der Natur gegenüber wird erhöht“, so der Winzer. Man kriege so direkt mit, dass man Produkte direkt vor der Haustür bekomme – und nicht zwingend aus weit entfernten Ecken der Welt.

Mini-Weingarten

Ungewöhnliche Weinbaugebiete findet man (neben den echten am Stadtrand) in Wien auch noch andernorts. Das wohl bekannteste: der kleinste Weingarten der Stadt. Er liegt direkt am Schwarzenbergplatz Nr 2 – an der Grenze von 1., 3. und 4. Bezirk.

Der Legende nach gab es den Mini-Weingarten – hier wachsen nur 60 bis 70 Rebstöcke – bereits in der Zeit der Habsburger. 30 Prozent der Reben sind Grüner Veltliner, der Rest entfällt auf andere Sorten. Daraus wird ein klassischer Gemischter Satz.

Die Weinlese findet seit 1988 traditionell im Oktober im Beisein des jeweiligen Wiener Bürgermeisters statt. Bewirtschaftet wird das Areal vom bekannten Weingut Mayer am Pfarrplatz. Die 50 Flaschen Wein werden zugunsten von „Licht ins Dunkel“ versteigert.

Exklusiv in Schönbrunn

Ein sehr exklusiver Wein wird im barocken Schlossgarten von Schönbrunn angebaut. Auch diesen Weingarten gab es schon zu Zeiten der Habsburgermonarchie. Den Wein der „WienWein-Winzer“ (ein Zusammenschluss der großen Wiener Betriebe) kann man nur bei einer Online-Auktion kaufen, die derzeit bis zum 21. November läuft.  Der Erlös der 500 Flaschen kommt dem SOS-Kinderdorf Wien zugute.

Wunderschöner Ausblick im 17. Bezirk: Weingarten  inmitten des Wohngebiets.

©Kurier/Juerg Christandl

Mitten im Wohngebiet in Hernals gibt es sogar einen Weinberg. Dass es sich hier um eine geistlich-weltliche Kooperation handelt, weiß aber kaum jemand. Seit 1402 gehört der Weinberg dem Salzburger Benediktiner-Stift St. Peter. Es ist das älteste bestehende Kloster im deutschsprachigen Raum.

Schon seit Jahren wird der Berg an das Traditionsweingut Mayer am Pfarrplatz verpachtet. Ein Teil der Weine wird an die stiftseigene Buschenschank (17., Rupertusplatz 5) und die Salzburger Mönche geliefert. Den besten Blick auf die Alsegger Riede, wo Grüner Veltliner, Riesling, Chardonnay und Müller Thurgau angebaut werden, hat man von einem Gemeindebau aus.

Wein-Wissen

Für alle, die in der Stadt dennoch nicht wissen sollten, wie Wein aussieht, denen empfiehlt sich ein Besuch der Blumengärten Hirschstetten (22., Quadenstraße 15). Dort findet man den Donaustädter Weinberg. Zwischen japanischem und mexikanischem Garten wird dort anhand unterschiedlicher Reben erklärt, welche Lage das optimale Reifen der Trauben ermöglicht.

Am Friedhof Nussberg gibt es letztlich sogar die Möglichkeit, eine Urne am Weinstock beizusetzen. Besonders Menschen, die einen persönlichen Bezug zu Wein haben – wie aktuell etwa ein ehemaliger Besitzer einer Vinothek –, würden sich für diese Art der Bestattung interessieren, heißt es bei der zuständigen Feuerbestattung Danubia. Friedhofswein gebe es allerdings nicht, denn „die Wiener mögen es zwar gern makaber, aber das ist dann vielleicht doch etwas zu viel“.

Ob es den Parkwein aus Floridsdorf zu trinken geben wird, das ist übrigens auch noch unklar. Die 200 Reben würden in einem normalen Weingarten rund 300 bis 400 Flaschen Gemischter Satz ergeben, sagt Christ. Aber eben nur in einem normalen Weingarten.

Der Winzer geht beim öffentlichen Weingarten von etwas anderem aus: „Wenn die Trauben reif sind, werden sie wohl von der Menschen hier schon vor der Lese weggenascht.“

Agnes Preusser

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