"SOKO Linz": Bodenhaftung ohne Fernseh-Zuckerguss
In der oberösterreichischen Landeshauptstadt rauchen ab heute, Dienstag, nicht nur die Hochöfen, sondern hin und wieder auch die Pistolen (20.15/ORF1).
Linz statt Kitzbühel. Industriell geprägter Großstadtcharme statt alpiner Landschaft. Vorbei also die Zeiten, als Jakob Seeböck, Julia Cencig und Heinz Marecek in den Tiroler Bergen auf Mördersuche gingen. Nach dem – vom ZDF herbeigeführten – Ende der Krimiserie „SOKO Kitzbühel“ wird in dieser Woche die ebenfalls von ZDF und ORF in Auftrag gegebene Nachfolgeserie vorstellig: „SOKO Linz“ (20.15, ORF 1).
In der ersten von 13 Folgen (Staffel 2 wurde bereits in Auftrag gegeben) stellt sich das neue Team erst einmal vor: Neben Katharina Stemberger (Chefinspektorin Johanna „Joe“ Haizinger) ermittelt Daniel Gawlowski (Kommissar Ben Halberg). Verstärkt wird das Duo von Anna Hausburg (als junge Chefin und Kriminalhauptkommissarin Nele Oldendorf), Alexander Pschill (Gerichtsmediziner Dr. Richard „Richie“ Vitek), Damyan Andreev (als aufgeweckter Kommissariatsassistent Aleks Malenov) und der in Oberösterreich aufgewachsenen Miriam Hie (als schlagfertige Yara Nejem, Facility-Managerin aka Hauswartin).
Echt
Für Katharina Stemberger ist das Krimigenre nicht fremd, in diversen „SOKO“- und „Landkrimi“-Folgen stand sie schon vor der Kamera. „Entweder habe ich gemordet, oder ich war schwer verdächtig – ich kenne die andere Seite also nur zu gut“, meint die Wienerin. Stemberger wollte in ihre Rolle größtmögliche Echtheit reinbringen. Dafür habe sie mit realen Kommissarinnen gesprochen. „Wenn man einmal die ganzen Krimis, die man sich im Fernsehen ansehen kann, ausblendet und den echten Kommissarinnen zuhört, dann merkt man schnell, dass an dieser Arbeit nichts lässig ist. Diese in vielen Filmen und Serien präsentierte Coolness, gibt es in der Realität nicht. Nichts daran ist lustig und schon gar nicht lässig, wenn man es tagtäglich mit Mordopfern und Tätern zu tun hat. Und so habe ich auch versucht, eine sehr geradlinige Ermittlerin zu entwickeln, die sich zwar nicht mit Höflichkeiten aufhält, aber dennoch empathisch ist“, sagt Stemberger dem KURIER. Während sich die von ihr verkörperten Kommissarin Joe eben nicht mit allzu vielen Höflichkeiten aufhält, ist ihr Kollege Ben eher der einfühlsamere „SOKO“-Beamte.
Die Zusammenarbeit mit Daniel Gawlowski beschreibt Stemberger als „eine sehr schöne Erfahrung. Denn der Daniel ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Das ist selten. In der Filmbranche gibt es ja gerne zu viel von allem. Das finde ich sehr anstrengend. Und es ist oft auch nicht echt.“
Geerdet
Da das Zielpublikum auch in Deutschland sitzt, wird auf oberösterreichischen Dialekt mehr oder weniger verzichtet – man spricht (aus Vermarktungsgründen) Hochdeutsch. Der Kommissar kommt aus Frankfurt, die Kommissarin aus Wien. „Zu keinem Zeitpunkt habe ich versucht, Oberösterreichisch zu sprechen: I kauns a ned“, sagt die 53-Jährige und lacht. Dennoch gibt es in den rund 45 Minuten dauernden Fällen einiges an Lokalkolorit zu sehen. Dieser fällt in Linz bekanntlich sehr unterschiedlich aus – zwischen St. Magdalena und Ebelsberg; zwischen Posthof und Musiktheater; zwischen Pöstlingberg (Zwergerl schneuzen!), und Lentos Museum; zwischen Ars Electronica Center und Stahlwelten; zwischen Tabakfabrik, Brucknerhaus und Mariendom, zwischen Linzer Alm und Kapu; zwischen Mauerforelle, Bratl und Leberkas-Pepi.
„Linz als Kulisse und die Art, wie die Geschichten erzählt werden, das alles weist ziemlich viel Bodenhaftung auf. Da darf es sich reiben – es gibt weniger von diesem Fernseh-Zuckerguss. Für mich versucht Linz nicht etwas anderes zu sein, als es ist. Was man ja nicht von jeder Landeshauptstadt in Österreich sagen kann. Linz ist, was es ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und das finde ich sehr attraktiv“, sagt Katharina Stemberger, die eine Kommissarin mit Bodenhaftung und ohne psychische Abgründe spielt. Aber natürlich hat auch die Joe ihr Packerl zu tragen, wie es so schön heißt: „Ich finde es ganz gut, dass man sich fragt: Was ist mit der?“, sagt die Schauspielerin.
1. Fall – „Judas“: Die junge Elena Adamski, die tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden ist, hat im Rahmen eines Zeugenschutzprogrammes in Linz gelebt, nachdem sie einen Schlepperring auffliegen ließ. „Joe“ (Katharina Stemberger) und Ben (Daniel Gawlowski) ermitteln erstmals zusammen
Hintergrund: Seit 1978 existiert die Reihe „SOKO“, ein Format, das vom ZDF und vom ORF finanziert und in Auftrag gegeben wird. 2021 folgte das Aus für die „SOKO Kitzbühel“. Mit „SOKO Linz“ präsentiert sich heute, Dienstag, um 20.15 Uhr (ORF1) der Nachfolger dem Publikum. „SOKO Donau“ (im ZDF: „SOKO Wien“), der zweite heimische Ableger, wird fortgeführt
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