Schauspielerin Valerie Huber: "Komödien sind in diesen Zeiten wichtig“
Valerie Huber steigerte mit „Klammer“ und „Kitz“ ihren Bekanntheitsgrad hierzulande ungemein - und ist ROMY-nominiert.
„Ich war noch nie für etwas nominiert und freue mich dementsprechend sehr, bei der ROMY nominiert zu sein“, sagt Valerie Huber, herzerfrischend ehrlich. Die Nominierung sei „wirklich sehr überraschend“ gekommen. „Ich hab die ersten zwei Tage niemandem etwas davon erzählt, bis meine Agentur nachgefragt hatte, weil ich dachte, dass ich verwechselt wurde“, erzählt sie lachend.
Zum Voting
Alle Infos zu den Nominierten und das Voting gibt es auf ROMY.at
Die Befürchtung war freilich unbegründet. Den Hubers Schauspielkarriere hat zuletzt einen fast senkrechten Verlauf nach oben genommen. Mit „Klammer – Chasing the Line“ hatte die 26-Jährige ihren ersten großen Auftritt in einem heimischen Kinofilm. Als damals noch frische Liebe des in Innsbruck 1976 zum Ski-„Kaiser“ gekrönten Franz Klammer. Und in der Young-Adult-Mistery-Serie „Kitz“ auf Netflix spielte sie eine Hauptrolle: Ein biestiges Instagram/Influencer-Model aus Deutschland, das das heimische Ski-Mekka Kitzbühel aufmischen will.
Die Rolle der Vanessa fand sie sehr spannend. Huber: „Ich denke, dass es genau diese Vielschichtigkeit und Mehrfarbigkeit ist, die Schauspieler oft in einer Rolle suchen. Es macht unheimlich Spaß, eine Entwicklung oder in diesem Fall das Bröckeln der scheinbar so perfekten Fassade zu spielen.“
In der Serie treffen party- und glamoursüchtige Münchner Rich Kids auf die lokale Bevölkerung. Dementsprechend war eine relativ junge Schauspielertruppe am Werk. „Das fühlte sich ein bisschen an wie Schullandwoche“, erzählt Huber. „Da wird abends zusammen gekocht und gegessen, am Wochenende werden Ausflüge gemacht. Trotz ihres jungen Alters waren das aber alle sehr fokussierte und professionelle Kollegen.“
Zur Person
Valerie Florine Huber wurde 1996 in Wien geboren, verbrachte ihre Kindheit in Afrika. Mit zehn Jahren sah sie in Wien ein Casting-Plakat für „Tom Turbo“. Als Fan der Kinderserie bewarb sie sich und wurde tatsächlich ausgesucht. Ihre Jugend verbrachte sie teilweise in den USA, machte dann die Skilehrerprüfung.
Vor dem Kinofilm „Klammer“ war Huber oft in deutschen Fernsehserien („Nachtschwestern“) zu sehen, zudem in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung. Für Til Schweiger spielte sie in „Head full of Honey“, dem US-Remake von „Honig im Kopf“
Stolz und nicht stolz
Dass sie der „Klammer“-Film wieder beruflich nach Österreich geführt hat, habe sie total genossen, „weil ich die letzten Jahre eher in Deutschland gearbeitet habe. Umso schöner ist es nun, eine Geschichte zu erzählen, auf die viele Österreicherinnen und Österreicher heute noch stolz sind. Besonders, weil ich die letzten Jahre nicht sehr oft stolz auf unser Land sein konnte, wenn man sich die politische Lage ansieht.“
Wenn man mit ihr spricht, wird sehr rasch klar, dass die Schauspielerin keineswegs nur über Wohlfühlthemen sprechen möchte. Ihre ersten sieben Lebensjahre verbrachte sie in Uganda und der Elfenbeinküste, wo ihr Vater in der Entwicklungszusammenarbeit arbeitete.
Das habe sie auch in ihrem politischen Denken stark geprägt, wie Huber sagt: „Den Unterschied zur westlichen Welt zu sehen, war mehr als ein Kulturschock. Ich habe schon sehr früh mitbekommen, dass es eine Schere zwischen Arm und Reich gibt und, dass diese immer weiter auseinandergeht, weil sich ein paar wenige auf Kosten ganz vieler bereichern.“
Am Weltfrauentag (8. März) stellte sie ein Video-Interview, das sie mit zwei UNHCR-Expertinnen führte, auf Instagram. Thema: Frauen auf der Flucht, angesichts des Ukraine-Krieges.
Im KURIER-Gespräch zeigt sie sich „entsetzt und traurig, ich verstehe einfach nicht, warum ein alter weißer Mann im Jahre 2022 so ein Grauen verursachen muss. Auf der anderen Seite herrscht in so vielen Ländern der Welt seit Jahren Krieg – nur wir bekommen es nicht mit, oder es tangiert uns nicht so, weil es ja weit weg ist.“
Komödie und Krieg
Der Tag, an dem der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, war auch der erste Drehtag ihres aktuellen Projekts, einer Weihnachts-Comedy für Prime Video – laut Huber „ein superlustiges Ensemblestück mit tollen Kollegen aus Deutschland.“
Das Zusammenfallen mit den ersten Kriegshandlungen sei belastend gewesen. „Ich dachte mir: Wie kann es sein, dass ganz in der Nähe gerade Soldaten einmarschieren und Zivilisten bombardiert werden und wir ganz normal weiterarbeiten und eine Komödie drehen? Aber genau in solchen Zeiten sind Komödien wichtig, obwohl natürlich alles relativiert wird.
In den vergangenen Jahren arbeitete Huber, die auch vier Teenagerjahre in den USA verbrachte, viel fürs deutsche Fernsehen (von „Traumschiff“ bis „Nachtschwestern“), weswegen sie in Berlin lebte. Derzeit residiert Huber wieder in Wien.
Bei einem Videodreh lernte sie den steirischen Musikkabarettisten Paul Pizzera kennen. Mittlerweile hat Huber die Verlobung bekanntgemacht. „Generell finde ich, dass das Privatleben wirklich privat bleiben sollte“, meint sie. „In unserem Fall wollten wir einmal klarstellen, wie es ist, damit keine Spekulationen aufkommen.“
Ihren Vorsatz, sich dieses Jahr „etwas mehr treiben zu lassen“ wolle sie trotz des Karriere-Boosts umsetzen. Huber: „Ich werde im Frühling definitiv nach Amerika reisen. Und ja, ich weiß, dass das nicht gerade umweltfreundlich ist. Shame on me ...“
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