"Hype-App" Bereal: Nutzer warten mit Foto, bis sie etwas Spannendes tun

Das soziale Netzwerk soll für mehr Ehrlichkeit im Netz sorgen. Doch nur neun Prozent posten das erste Foto, das sie machen.

Als "Anti-Instagram-App" positioniert sich das junge soziale Netzwerk Bereal. Statt Fotofiltern, kuratierten Profilen und gekünstelter Selbstinszenierung wirbt es mit Authentizität und Echtheit. Das Konzept: Alle Nutzerinnen und Nutzer erhalten einmal am Tag eine zufällig getimte Benachrichtigung, die ihnen zwei Minuten Zeit für einen Schnappschuss gibt. Sie sollen mit Vorder- und Rückkamera festhalten, was sie gerade tun, egal wie banal die Aktivität ist. 

Für das Foto gibt es weder Vorbereitungszeit noch Nachbearbeitung; man sieht, wie viele Versuche man in dem Zeitfenster gebraucht hat. Wer zu spät postet, wird als "late“ vermerkt. 

In den vergangenen Monaten kletterte Bereal in den in den App-Stores steil nach oben und führte zeitweise sogar die Download-Charts an. Etablierte Giganten wie Instagram und Tiktok sahen sich versucht, ihre eigene Version eines natürlicheren und authentischeren sozialen Netzwerks ins Rennen zu werfen. Doch trotz der Popularität des Konzepts, nehmen es mit der Spontanität nicht alle User so ernst, wie eine Marktstudie von Sortlist zeigt. 

Warten auf das Spannende

Nur neun Prozent der befragten 1.000 Bereal-Nutzerinnen und Nutzer posten demnach ihr erstes geschossenes Foto. 35 Prozent machen sogar mindestens drei Aufnahmen, bevor sie sich entscheiden, welche sie hochladen. Was viele vielleicht schon im eigenen Bekanntenkreis vermutet haben: Mehr als die Hälfte der User (54 Prozent) wartet, bis sie etwas Interessantes tut, bevor sie Inhalte postet. Nur ein Drittel der Befragten lädt ein Foto hoch, sobald die Mitteilung erscheint.

Filter wäre schön

Sowohl Männer als auch Frauen posten auf Bereal meist nach zwei oder drei Versuchen. Frauen zeigten sich jedoch etwas wählerischer: Sie posten seltener nach dem ersten Versuch und sind häufiger bereit, mindestens vier Fotos zu machen, bevor sie es mit anderen teilen. 86 Prozent der Befragten würden sich zudem wünschen, ihre Bereal-Fotos bearbeiten zu können, bevor sie sie veröffentlichen.

Was das soziale Netzwerk wirklich von der Konkurrenz unterscheidet, ist die durchschnittliche Zeit, die Menschen dafür aufwenden. Bei Bereal waren das im Schnitt fünf bis zehn Minuten pro Tag. Eine frühere Sortlist-Studie über digitale Bildschirmzeit ergab hingegen, dass Menschen im Durchschnitt 145 Minuten pro Tag mit Social Media verbringen. 

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

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