Trekking trifft Luxus beim Wandern auf dem Arlberg-Trail

Weitwandern statt Skifahren: Der neue Arlberg Trail verbindet in drei Tagen die Urlaubsorte des berühmten Freeride-Eldorados.

Zwei Bundesländer, drei Etappen, fünf Orte, neunzehn Stunden Marsch und einundvierzig Kilometer – das ist der neue Arlberg-Trail. Die sportliche Rundtour um das gesamte Arlbergmassiv ist das Sommer-Pendant zur Skirunde „Run of Fame“ und baut die Wintersportinfrastruktur von St. Anton, St. Christoph, Stuben, Zürs und Lech in das Wanderkonzept ein.

„Mit dem Arlberg-Trail schlagen wir die Brücke zwischen sportlichem Anspruch und echtem Naturerlebnis“, schwärmt Martin Ebster, Tourismusdirektor von St. Anton. Stickige Matratzenlager auf Berghütten werden gegen edle Wellness-Hotels getauscht. Untertags auf des Schusters Rappen geht es allerdings zur Sache.

Die ersten beiden Wandertage geben sich relativ harmlos: Die Etappe von St. Anton bis Stuben startet mit einer Bergfahrt der Galzig-Bahn, dann folgt der Abstieg nach St. Christoph. Kein idealer Start, denn hier dominiert der Blick auf die Hotelkästen des Skiorts und die Starkstromleitung. Doch das Bild ändert sich rasch: Weiter geht es über den „Berggeistweg“ stets an der stillen Rückseite des Albona-Skigebiets entlang. Natur pur mit menschenleeren (und kuhfreien) Almwiesen, winzigen Bergseen und Aussicht auf den Patteriol (3.056 m und Wahrzeichen von St. Anton).

©Claudia Jörg-Brosche

Am zahmsten ist die Etappe von Stuben bis Lech: Sie verläuft am Franz-Josef-Weg, am Flexenbachs vorbei an der europäischen Wasserscheide. Die Galerien der Flexenpass-Autostraße hoch oben am Hang sind kaum hör- und sichtbar. Bei der Talstation der Seekopfbahn in Zürs gilt es dann, den Zustand der Beine zu hinterfragen: Konditionsstarke fahren mit dem Sessellift hinauf zum Zürser See, steigen zweihundert Höhenmeter zum Madlochjoch auf und wandern dann im weiten Bogen über die Gstütalpe hinunter nach Lech. Alternativ bietet sich die Abkürzung ab Zürs entlang des Zürsbaches an.

Knackige Königsetappe

„Bitte seid pünktlich um 8.20 Uhr bei der Talstation Rüfikopfbahn, denn der Weg von Lech nach St. Anton ist lang und sehr fordernd“, warnt Marcel Golmejer. Heißt konkret: sieben Stunden Marsch, dreizehn Kilometer, tausendzweihundertzwanzig Höhenmeter hinauf und neunhundertzwanzig hinunter. Marcel ist Wanderführer und Mitinitiator des Arlberg-Trails: „Wir dürfen nicht bummeln, sonst versäumen wir die letzte Talfahrt der Valluga-Bahn um 16.30 Uhr. Das bedeutet dann zusätzliche tausendreihundert Höhenmeter Abstieg“.

Mit der ersten Rüfikopf-Gondel geht es auf 2.350 Meter, oben grünt und blüht es üppig: Arnika, gelber Enzian, blauer Frühlingsenzian (Schusternagerl), Bergthymian und Margariten. Auf den Hängen gegenüber verlaufen die viel befahrenen Talabfahrten der Nobelskiort Lech und Oberlech, nicht einmal hier sind Vegetationsnarben zu sehen. „Naturschutz ist natürlich ein wichtiges Thema, ganz bewusst nützen wir für den Arlberg-Trail bestehende Steige sowie Wegweiser. Die Markierung erfolgt über zusätzliche Aufkleber und auf den Felsen gemalte A-Symbole“, erklärt Marcel während er zügig über das Ochsengümple Richtung Rauhkopfscharte ausschreitet.

©Claudia Jörg-Brosche

Nach zwei Stunden ist die Stuttgarter Hütte erreicht. Sie zwingt quasi zur Rast, denn einerseits erfordert der bevorstehende „Hatscher“ Bärenkräfte – andererseits wartet die nepalesische Spezialität Momos (Teigtäschchen mit Spinat oder Rindfleisch; Hüttenpächter ist der Nepalese Ang Kami Lama). Von der Terrasse aus können mit dem Feldstecher Steinböcke am Erligrat beobachtet werden (eine Kolonie mit 76 Tiere) und zwei junge Murmeltiere tollen ungeniert vor der Hütte herum. Doch schon drängt Marcel zum Aufbruch. „Das zieht sich noch!“

Nach dem nahen Erlijoch (2.430 m) kippt der Weg abrupt ab und führt in einem Rutsch hinunter zur Erlachalpe auf 1.919 Meter. Allen ist klar: jeder Schritt hinunter – und noch weit mehr – muss auf der anderen Talseite des Almjurbaches wieder hinaufgeklettert werden. „Das ist derzeit die einzig mögliche Verbindung“, sagt Marcel, „denn der Steig über die Trittscharte ist aktuell wegen Steinschlag gesperrt. Außerdem sollte man das Almjurtal nicht versäumen!“ Tatsächlich ist es ein einsamer, hochalpiner Talboden wie aus dem Bilderbuch – mit rauschendem Wildbach und einer urigen Alm (neuerdings zum Teil bewirtschaftet). Überragt wird die Szenerie von der Roggspitze (2.747 m), die wie ein schief geratenes Matterhorn über den saftigen Weiden thront.

©Claudia Jörg-Brosche

Doch dann geht es bergauf. Ganz hoch oben thront die Bergstation der Valluga-Bahn 1 und der Vallugagipfel (2.811 m), dazwischen nichts wie dachsteile Kalkschrofen. Der Weg über das Knoppenkar wird immer steiler und konditionsraubender, stellenweise gibt es Mini-Kraxeleien mit Seilversicherung. „Gleich erreichen wir den allerschönsten Fleck des Arlberg Trails“, motiviert Marcel. Hinter der nächsten Wegbiegung taucht der winzige, türkis schimmernde Knoppligsee auf. „Im Vorjahr war er bis Mitte Juli zugefroren, heuer hat er Badetemperatur“, schüttelt er den Kopf.

Kurzes Fußbad, Trinkpause, eiliger Blick auf die Uhr – und schon geht es weiter, höher und höher. Zehn Minuten vor der letzten Talfahrt ist es geschafft und die müden Wanderer schweben mit der Valluga-Gondel 1 gemütlich Richtung Tal. Danke Bergbahn! Die Vorfreude auf den schönen Wellness-Bereich und ein Abendessen im Hotel Schwarzer Adler in St. Anton ist unendlich groß. von Claudia Jörg-Brosche

©Grafik

Informationen zum Arlberg-Trail

Umweltfreundliche Anreise
Mit den ÖBB bis St. Anton am Arlberg. 

 

Arlberg Trail  
Die dreitägige Rundtour bewegt sich zwischen 1.304 und 2.647 Meter Seehöhe  auf insgesamt 41 Kilometer Weg. Zu jeder Etappe gibt es Abkürzungen. Der Trail ist mittelschwer bis schwer; konditionell fordernd. Trekkingstöcke mitnehmen! Weitere Informationen

 


Die Etappen
– St. Anton–Stuben: 15 Kilometer, 6,5 Stunden, 675 Höhenmeter Aufstieg, 1.350  Meter Abstieg  
– Stuben–Lech: 13 Kilometer, 5,5 Stunden, 670 Höhenmeter Aufstieg, 1.145 Meter Abstieg 
– Lech–St. Anton: 13 Kilometer, 7 Stunden, 1.220 Höhenmeter Aufstieg, 920 Meter Abstieg. Sehr anspruchsvoll! Abkürzung von der Stuttgarter Hütte durch das Pazüeltal nach Zürs, per Bus nach St. Anton

 

Übernachtung 
Keine Hüttentour – Übernachtung in Partnerhotels in Lech, Stuben und St. Anton. Etwa beim Schwarzen Adler in St. Anton

 


Individuelle Packages
Mit Gepäcktransport und drei ÜF im Hotel (3* bis 4*S) bei ASI Reisen Innsbruck (Schwierigkeitsgrad 4 von 5); ab 495   € etwa bei ASI Reisen

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