Ingwer-Shots liegen vor allem im Winter im Trend.

Stiftung Warentest: Wie gesund sind gehypte Ingwer-Shots wirklich?

Die deutsche Stiftung Warentest hat sich das Trend-Getränk genauer angesehen – und einiges zu kritisieren.

Klein, knallgelb und – laut Herstellern – wahnsinnig gesund: Ingwer-Shots sind seit geraumer Zeit buchstäblich in aller Munde. In ansehnlichen Mini-Fläschchen abgefüllt soll das farbenprächtige Knollenkonzentrat die Immunabwehr stärken. Den geschmacksintensiven Saftmischungen wird in der Regel auch Zitronen-, Apfel- oder Orangensaft, Honig, Zimt und Kurkuma beigemengt.

Die Stiftung Warentest hat nun 19 Ingwer-Shots geprüft. Im Fokus stand dabei unter anderen der jeweilige Gehalt an Scharfstoffen, sogenannten Gingerolen und Shogaolen.

Sie sind nicht nur ausschlaggebend für die wärmende Wirkung von Ingwer (diese entfaltet das Knollengewächs vor allem als Zutat in Currys und Eintöpfen), sondern stoßen im Körper auch gewisse entzündungshemmende Effekte an. Laboruntersuchungen legen nahe, dass Ingwer die Aktivität bestimmter Enzyme im Mund steigern kann, die für die Abwehr von Viren und Bakterien mitverantwortlich sind. Solide wissenschaftliche Belege aus groß angelegten Studien, dass Ingwer wirklich Erkältungen vorbeugen kann, fehlen jedoch (das gilt auch für die dem Ingwer nachgesagten positiven Wirkungen auf Übelkeit, Regelschmerzen und Krebs).

Scharfstoffe zu liefern ist jedenfalls die Kernkompetenz der In-Getränke. Je mehr Scharfstoffe, desto intensiver und schärfer schmecken sie nach Ingwer. Shots mit geringem Scharfstoffgehalt schmecken laut Stiftung Warentest eher mild. Ein hoher Scharfstoffgehalt spreche dafür, dass in den Shots nicht nur vergleichsweise viel, sondern auch frischer Ingwer verarbeitet wurde. Ingwer verliert beim Lagern und Verarbeiten an Schärfe.

Scharfe Unterschiede

Im Test zeigte sich, dass sich die Scharfstoffgehalte in den Shots deutlich unterscheiden. Für Konsumentinnen und Konsumenten ist das schwierig zu beurteilen, auf den Produkten wird der Scharfstoffgehalt nicht festgehalten. Die Etiketten weisen nur den Anteil an Ingwer aus. Eine Faustregel: Tendenziell wiesen Produkte mit hohem Ingweranteil und kaltgepresste Waren, die nicht erhitzt wurden, besonders viele Scharfstoffe, eine frische Ingwernote und deutliche Schärfe auf. Die meisten Scharfstoffe enthielt im Test der Ingwer-Shot von Rewe (kaltgepresst).

Viele Ingwer-Drinks werden mit der immunstärkenden Wirkung von Vitamin C beworben. Sieben Shots im Test enthielten aber nachweislich gar kein Vitamin C. Tatsächlich existieren zudem keine aussagekräftigen Studien, die einen präventiven und therapeutischen Nutzen des Mikronährstoffs belegen, wenn er ohne bestehenden Mangel im Übermaß konsumiert wird. Ein Vitamin-C-Mangel kommt in Österreich kaum vor. Das Vitamin steckt reichlich in vielen Nahrungsmitteln – neben Zitrusfrüchten in Paprika, Kohlgemüse, Beeren oder Sauerkraut.

Zucker und Müll

Die Testerinnen und Tester kritisieren manche Produkte außerdem als echte Zuckerbomben – sie enthielten mehr Zucker als Cola. Auch darauf sollten Konsumentinnen und Konsumenten achten. Problematisch wird auch die Ökobilanz der Shots bewertet: Die meisten sind in 60-Milliliter-Flaschen abgefüllt – nach dem Verzehr landen sie im Müll. Die Stiftung Warentest rät dazu, Ingwer-Shots selber herzustellen. Das spare Geld und Abfall – und liefere auch die meisten gesunden Scharfstoffe.

Kommentare