Das Rauner in Linz ist mehr als 100 Kilo rote Rüben pro Woche

Der Name als Programm: Rauner steht für rote Rüben, Rauner steht aber auch für trendige und kreative (und gute) Esskultur.

Die Kraußstraße in Linz ist nicht die Straße, in der hippe Top-Gastronomie zu erwarten wäre. Aber die gibt es dort. Und zwar in Form des „Rauner“, benannt nach dem oberösterreichischen Namen für rote Rüben, gemacht von zwei Mühlviertlern, Sigi und Philipp. 

In einem Gebäudeblock ist das Lokal angesiedelt, nach außen durch Glasflächen fast bis zur Decke einladend geöffnet. An den Wänden durchgängig das Thema Rauner – wie ein Blutmond wird ein Querschnitt der roten Rübe gezeigt, bei näherer Betrachtung finden sich Linz und das Mühlviertel in diesen Rote-Rüben-Scheiben. 

Hier, im Rauner, dreht sich die Erde um diese rote Scheibe. Und um das, was aus 100 Kilo roter Rübe pro Woche Feines gemacht werden kann. Aber kann ein Lokal, das sich nach einer (außer-)gewöhnlichen Rübe benannt hat, sich jemandem erschließen, der dieser roten Erdfrucht (die sogar danach schmeckt) nichts abgewinnen kann?

Spolier: Ja, es kann. Aber der Reihe nach. Hell, modern, jung, trendig, ohne beliebig zu werden ist es, das Rauner.

Das Rauner in Linz

©Josef Kleinrath

Junges, flinkes und sehr aufmerksames Service, frisches Leitungswasser wird laufend eingestellt. (Dass ein Wein mal in ein anderes Bundesland verlagert wird, tut dem keinen Abbruch). Das Lokal ist bis auf den letzten Platz gefüllt, Hochtische ebenso wie die klassischen Tische.

Im Gedeck (3,30 Euro) ist schon die erste rote Rübe aus Hörsching, gleich in der Nähe von Linz, verarbeitet. Mit der Holzspatel auf das selbst gemachte Brot gestrichen – ein gelungener Einstieg.

Als Vorspeise entscheiden wir uns für geräucherte Rauner mit Sauerrahm, Apfel und Buchweizen (12,90) und gebratene Blunz’n mit Erdäpfeln, Lauch, Kren und Raunerketchup (8,90). Letzteres wird mir als mit hoher Rauner-Abneigung ausgestattetem Gaumenfreund dann doch zu viel, sehr zur Freude meiner Begleitung, die das „Ketchup“ mit dem frischen Brot genussvoll verzehrt.

Die Hauptspeise

Zur Hauptspeise müssen es dann die hausgemachten Raunergnocchi mit Schafkäse, schwarzer Olivenerde und jungem Spinat (16,90 Euro) sein, für den Anti-Rauner wird es das Filet vom Gusentaler Saibling mit Gerstlrisotto und Lauch (24 Euro).

Die dunkelroten Gnocchi sind in der dargereichten Kombination optisch und lukullisch hinreißend, gleiches gilt für Fisch und Gerstlrisotto, wobei Letzteres noch einer Prise Salz bedurfte – trotz gut gewürztem und herrlich kross gebratenem Fisch.

Extra erwähnenswert: Der butterweiche und gleichzeitig bissfeste Lauch als Beilage.

Affogato

©Josef Kleinrath

Ein Tipp: Wenn kein Dessert mehr geht, geht ein Dessert im Rauner immer: Das Affogato (3,90 Euro): ein Espresso mit einem herrlichen Vanille-Schokoeislutscher. 

Tagesgerichte zu Mittag gibt es auch – etwa den Rauner-Feuerfleck um 10,50 Euro (Fisch wie ein roter Waller kostet einen Euro mehr), mit täglicher vegetarischer Option.  

Die rote Rübe ist übrigens vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt in Deutschland zum Gemüse des Jahres 2023/24 gekürt worden. Und im Rauner wird man zumindest zum Rauner-Fan, auch wenn man kein Freund der roten Rübe ist.

Josef Kleinrath

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